3. reisetag - (tor)tour ...

 ... trotz ausgiebigem Weingenuss um halb acht früh wachworden, erneut Kaiserwetter ...

... Waschen, früher selbstgebrauter Kaffee in den Morgenstrahlen, Zelt trockenreiben, Zusammenpacken, Abmeldung in der Wohnzimmerkneipe (18 Euro für zwei Nächte inkl. Duschmarke) auf dem aussterbenden, so schön altmodischen Campingplatz, der auch in keinem Campingführer mehr verzeichnet scheint ...

... (erst) gegen halb zehn ist das Motorrad aufgerödelt, die Handgriffe sind noch nicht automatisiert ... kurz vor der Abreise werde ich von den Nachbarn auf einen Kaffee, Plauder und ein exquisites Frühstücksei eingeladen ...

... um 10 geht es mit der gegenüber dem Vortag schwer- und vollbepackten Fuhre piano los: ZIel der weit entfernte Bayerische Wald ...

... ab Dassel "holzgebremst" auf einer Traumstrecke durch den Solling über Relliehausen (174m) an der Ilme und Eschershausen kurvig und nahezu gleichmäßig bergab nach Uslar (178m), weiter über Vernawahlshausen die schmale Oedelsheimer Straße hinauf, eine wunderbare naturnahe Wirtschaftswaldwegstrecke kammquerend hinunter nach Oedelsheim/Oberweser, dann ostseitig oberweseraufwärts romantisch (Nebenstrecke) über Bursfelde, Glashütte und Hemeln (nicht Hameln ;-) !) nach Hannoversch Münden am Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser ...

... zweimal die Weser querend, die Altstadt streifend geht es die Bundesstraße erst fuldabegleitend, dann steil ansteigend zur BAB 7 weiter ... es ist inzwischen sehr warm und bereits halb 12 - zu allem Überfluss ist die Auffahrt nach ca. 75 Landstraßenkilometern Richtung Kassel gesperrt ... ich entscheide mich für das Falsche: nicht gen Süden durch einen Vorort von Kassel, sondern am nächsten Ab- und Auffahrpunkt im Norden: dieser kommt jedoch erst nach gut 10 km!!! ... da zudem das Heckgepäck in Unwucht gekommen scheint ist am Wendepunkt eine Traubenpause nötig und vor allem: Helm ab ...

 

... es geht gute 420 sehr sehr heiße Autobahnkilometer gen Süden und Südosten, nur unterbrochen von zähem Verkehr in Ballungsnähe, einer Tank-Eispause auf dem Autohof und einer weiteren kurzen Trinkrast: durch die Kasseler Berge, das Kurhessische Bergland, das Melsunger Bergland, die hessische und die bayerische Rhön ins immer heißere würzburgische Mainfranken, durch den Steigerwald, ins nürnbergische Franken und endlich gen Amberg in der Oberpfalz ... die Autobahn, der starke Verkehr und meine Reisegeschwindigkeit von ca. 130 fordern mitsamt der Hitze vollste Konzentration ...

... gegen halb fünf endlich wieder Landstraße und Helmlüftung ... in Ambach-Ost geht es gen Cham - dann Trink-, Pinkel- und Apfelpause an einem Naturweiher vor Wackersdorf ...

 

 

 ... über umwegige, kurvig-steilhügelige Kleinstraßen geht es in Ausschau nach einem Campingplatz, obwohl noch weiter von der Grenze zu Tschechien entfernt, nach mit dringendem Tankbedarf ins völlig verstopfte Cham (370m) ... ein netter einheimischer Asiate lotst mich quer durch die Innenstadt über den Regen zu einer Jet-Tanke: ich bekomme vor Schweißklebe kaum das Wechselgeld aus der Hosentasche und die Handschuhe wieder an ...

... um kurz nach 6 lande ich immer erschöpfter irgendwie durch Zufall am Blaibacher See, dem aufgestauten Schwarzen Regen, auf der Straße nach Bad Kötzting am Weißen Regen ... dort frage ich am Einheimischenstammtisch der Ausflugsbrettergaststätte 'Seestüberl' - DER dortige Tipp: 3 km zurück nach Blaibach-Kreuzbach, Camping mit Kanuverleih, direkt am Regen gelegen ... wieder ein Glückstreffer und ich buche zwei Nächte mit Frühstück ein ...

 
... nach schnellerem Nasszeltaufbau als vor zwei Tagen und Ausziehen der Moppedklamotten melde ich mich an der riesigen Kanuremise an: sehr familiäre Atmosphäre, ich werde als Moppedfahrer gleich an die Stammtischbank gebeten und nach meinem Getränkewunsch gefragt ...

... auch meine eigene Brotzeit kann ich zu den Getränken einnehmen ... zwei alkoholfreie Weizen Graf Arco, zwei Augustiner Weizen, eine "Birne aufs Haus", vier "Blutwurz" (nur eine für mich) und einige Betreiber-, Einheimischen- und Campingbekanntschaften später ist es 22h und ich bin samt Duschmarke für morgen nur 16 Euro ärmer ... im Schlafsack mit Blick auf den Regen und den Sternenhimmel nur noch kurze Michl-Kommunikation und Einschlafen ...

 

 

 

TAGESFAZIT:

  • km:   595, davon 75 + 110 Landstraße, 410 km Autobahn am Stück ...
  • schönste(r) Abschnitt(e):   Neuhaus:Uslar, Eschershausen:Oedelsheim, Oberweser:Hann. Münden ...
  • im Sattel:   erneut ausgeglichen und entschleunigter Beginn, hitzegeschuldet kräftezehrende zu lange Gesamtetappe ...
  • Quartier:   "Empfehlungstreffer", Zelt steht unmittelbar am Fluss ...
  • Genuss:   Abendvesper mit Baguette, Salami und Weichkäse am Stammtisch plus Bier und heimischen Schnapsproben ...
  • Wetter:   sehr heißer, sonniger Spätsommertag ...
  • Landschaft:   Solling wie gehabt, tolle und bekannte "weiche" Oberweser ...