3. reisetag - durch's Erzgebirge ins elbflorenz ...

... etwas abgezähltes, aber ausreichendes Frühstück, allerdings mit dem zweitdünnsten Kaffee der Welt (siehe Vortag) ...

 

... die Wundentzündungsprobleme bei Reinhard halten an: erneuter Zahnarztbesuch im Ort ... ärztliche Empfehlung: Ruhe, Auskurieren, Krankfeiern ... Reinhard entscheidet, einen weiteren Reisetag die Entwicklung abzuwarten ...

 

... gegen elf satteln wir die motorisierten Pferde bei extremem Niesel, alles ist tropfnass ... hoffentlich bringt die gestern vergessene mangende Ölkontrolle und ausgebliebene Kettenpflege kein Unglück ... die frische Luft tut dem vom Vorabend noch immer alkoholleidenden Kopf gut ...

 

... die Route führt durch eine feucht-verhangen duftende wunderbare Waldstrecke nach Klingenthal (569m) an der tschechischen Grenze und im Naturpark Erzgebirge/Vogtland ... alte Hausbeschriftungen zeugen vielfach vom alten Handwerk des Musikinstumentenbaus ... weiter geht es nach Jägersgrün, von da an dem Tal der her noch "jungen" Zwickauer Mulde folgend ...

 

... am Abweig nach Eibenstock-Carlsfeld (837m) und der Straße auf einen 892 m hohen Pass vor der Neustadt von  Johanngeorgenstadt, dem "sächsischen Sibirien"  wiederum unmittelbar an der tschechischen Grenze, folgend, setzt Wetterbesserung ein ... die tiefhängenden Wolken verschwinden und die Sonne bricht durch ... in einigen der bisherigen und noch folgenden Orte im Erzgebirgskreis finden wir Hinweise auf die Tradition der Schwibbogen-Handwerkskunst ...

 

... hinter der erneuten Bergauffahrt nach Breitenbrunn im Erzgebirgskreis bietet sich ein Aussichtspunkt mit kleiner Schutzbaude für eine Rast - und die überfällige Kettenpflege - an ...

 

 

... Obst, frischgebrauter Espresso Longo, Spülmaschine anmachen ...

 

... der Ort bietet erste Ausblicke auf den wolkenverhangenen Fichtelberg (1294m) bei Oberwiesenthal, der höchsten Erhebung des Erzgebirges  ... dem Abzweig in Rittersgrün folgen wir durch den Erzgebirgskreis der stark ansteigenden Straße ... knapp unterhalb des Gipfels wird die Wolken-Nebelsuppe so dicht, dass wir auf nassglatter Straße gen Wintersportzentrum Oberwiesenthal (914m), der höchstgelegenen Stadt Deutschlands, abfahren ...

 

... nach Obsteinkauf planen wir, der Grenze auf der tschechischen Seite gen Osten zu folgen ... direkt ab dem tschechischen Skizentrum am Klinovec (ehem. Keilberg) (1243m) beginnt erneut eine sichtgefährdende Wolken- und Nebelsuppe, die sich auch auf der Route über Měděnec (ehem. Kupferberg) (845m) im böhmischen mittleren Erzgebirge nicht bessert ... erst Retour zur deutschen Grenze vor Vejprty (ehem. Weipert) (725m) und Übergang nach Bärenstein, den Pöhlbach überquerend, lichtet sich die Waschküche und erscheint die sich mit Wolken abwechselnde Sonne wieder ...

 

... über Jöhstadt (780m) folgen wir der Grenze und dem sehenswerten Preßnitz-Tal bis Steinbach ... von dort in die hochmoorartige Landschaft des östlichen Erzgebirges bei  Marienberg-Rübenau ... um danach, vorbei an rotbraunen kleinen Felsformationen, durchs wildromantische enge Tal der Natzschung, unmittelbar parallel zur tschechischen Grenze, bis Olbernhau-Rothenthal (494m), auf leider schlechtem Straßenbelag, zu schwingen ...

 

... über Obernhau (450m) an der Flöha geht es später, entlang der Freiberger Mulde, in den Landkreis Mittelsachsen bis hinter Rechenberg-Bienenmühle (600m) zu einer viel zu späten Rast ...

 

... wir beratschlagen, was vor dem Hintergrund der unerbittlich von Westen heranrückenden und bereits steifen Wind bringenden Schlechtwetterfront ein guter Übernachtungsort wäre, der ggf. auch einen erzwungenen "Ruhetag" ohne rein ländliche Idylle ermöglichte ...

 

... Reinhard kennt eine Geheimadresse bei den Diakonissen (Gästehaus des Diakonissen-Krankenhauses) am Fuße der Elbe im 65 km nicht weit entfernten Dresden (112m), der einzigen größeren Stadt weit und breit - und tatsächlich sind zwei Einzelzimmer wie bestellt für uns bereit, die telefonisch spontan klargemacht werden ...



... auf kleinsten alleebestandenen Sträßchen geht es durchs sächsische Hügelland und Erzgebirgsvorland in Richtung der sächsischen Landeshauptstadt ... die Stimmung der Landschaft verändert sich durch die untergehende Sonne und die einsetzende Dämmerung stetig ... nach ca. eineinhalb Stunden erreichen wir die Altstadt bei milden Temperaturen und passieren die beleuchtete Stadtsilhouette entlang der Elbe, auf dem Terassenufer vorbei am Schloßplatz und unter der Augustusbrücke hindurch, ans rechte Elbufer über die Marienbrücke (nahezu mit dem Canaletto-Blick bei Nacht) durch die innere Neustadt ...


 

... dann endlich Einchecken: "Schlüssel aus der Notaufnahme" und Parkplatz hinterm Automatiktor ... der Abend klingt in der szenigen äußeren Neustadt nördlich der Bautzner Straße beim Marmaris-Türken bei noch mildestem Wetter auf dem Trottoir bei Speise, Bier und Wasser aus ...

 

 

 

TAGESFAZIT:

  • km:  186 Landstraße
  • schönste(r) Abschnitt(e):  nn ... nn
  • im Sattel:  guter Modus zwischen Fahren und Pausen - bis zum frühen Nachmittag
  • Quartier:  überraschende Location in zentralster Lage mit geistlichem Krankenhaus-Charme
  • Genuss:  großer Marmaris-Teller mit Döner, weißer und roter Sauce, gebratenem Gemüse, Falafel, Reis, Zwiebel, Salat und Schafskäsekrümeln
  • Landschaft:  sehr abwechslungsreiches mittleres und östliches Erzgebirge